Die Eiche ein Baum mit Persönlichkeit, sie zeigt enorme Zähigkeit, Langlebigkeit und Stärke. Sie besitzt eine enorme Ruhe, sie hat Zeit, wächst langsam und stetig über Jahrhunderte hinweg. Mitunter können Eichen 700 bis 800 oder gar 1000 Jahre oder mehr erreichen. In Europa kommen hauptsächlich die Stieleiche und Traubeneiche vor, aber auch die Zerreiche ist immer häufiger in unseren Wäldern zu finden. Die Eichen gehören zur Familie der Buchengewächse und sind deshalb entgegen mancher Meinung dass Eicheln giftig wären, sehr nahrhaft und essbar. Lange Zeit wurden damit Schweine gefüttert, um einen kernigen und festen Speck zu erhalten. Die Früchte enthalten sehr viel Gerbstoffe, sodass sie auch zum Gerben von Leder verwendet wurden. Weiters enthalten die Eicheln sehr viel Stärke, etwas Eiweiß, Zucker und ein wenig Fett. Lange Zeit waren sie auch für uns eine sehr gute Nahrungsquelle, bevor das Getreide in unserer Ernährung vorrangig wurde.
Um die Eicheln nun für uns essbar zu machen, muss allerdings die Gerbsäure ausgewaschen werden. Danach sind sie für viele Süße wie pikante Speisen geeignet und sehr wohlschmeckend. Besonders im Oktober fallen die reifen Früchte zahlreich zu Boden und es lohnt sich diese aufzusammeln. Sie können sogar bis weit in den Winter hinein, wenn noch kein Schnee liegt, gesammelt werden, oder auch auf Vorrat trocken gelagert werden. Manchmal findet man Eicheln bei denen schon ein kleiner Keimling hervorbricht, auch diese können sehr gut verwendet werden. Diese gekeimten Eicheln enthalten sogar noch mehr wertvolle Inhaltstoffe, da durch die Keimung wertvolle Vitamine und Eiweiße gebildet werden.
Herstellung von Eichelmehl
Es gibt einige Techniken, um die Schale der Eicheln zu entfernen. Ich bevorzuge die Steinzeitliche Methode, die Eichel aufzustellen und mit einem größeren Stein auf die Spitze zu schlagen, um die Schale zu brechen. Anschließend lässt sich die Schale einigermaßen gut ablösen. Dann werden die Eicheln zerkleinert und in einer Schale mit Wasser und einem TL Natron gewässert. Das Einweichwasser verfärbt sich dabei braun. Um die Eicheln ganz zu entgerben, wird dieser Prozess 4 Tage durchgeführt wobei das Wasser täglich erneuert wird und von Tag zu Tag heller wird. Nach diesen vier Tagen die Eicheln in einem Sieb gut abtropfen lassen und weiter zerkleinern, entweder mit einem Mixstab oder wer hat durch einen Fleischwolf drehen. Das so entstandene Eichelmehl ist hell und hat kaum einen Eigengeschmack, es lässt sich sehr gut Trocknen und in einem Glas aufbewahren. Da Eichelmehl keine Gluten enthält, bindet es beim Zubereiten nicht, daher sollte den Speisen Getreidemehl zugesetzt werden. Ein Verhältnis von 1:1 bewährt sich hier am besten. Das Herstellen von Eichelmehl ist nicht ganz einfach, aber es lohnt sich.
Wenn man das Eichelmehl nicht so fein Zerkleinert wie für Mehl, kann es sehr gut zu Bratlingen als Eichelhack zu Bolognesen verarbeitet werden.
Sehr lecker ist auch ein Eichelaufstrich a la Leberwurst und wirklich kaum zu unterscheiden. (Rezept aus dem Buch von Dr. Markus Strauß, Köstliches von Waldbäumen, Hädecke Verlag)
Eichelaufstrich a la Leberwurst
Zutaten: 1 EL Butter, 2 EL Dinkelmehl, 3 EL Eichel, 1 Tasse Wasser, 1-2 TL Hefeflocken (Vegane Streuwürze), 1 El Butter, Salz, Pfeffer, Majoran, Thymian, evtl. Mit Zwiebelwürfeln verfeinern.
Butter in einem Topf erhitzen und mit dem Dinkelmehl eine Mehlschwitzte zubereiten. Eichelmehl und Wasser zufügen glattrühren und eindicken lassen. Vom Herd nehmen und die Gewürze und die Butter einrühren und Abschmecken.
Auch sehr lecker ist die süße Aufstrich Variante aus dem Buch (wild und unwiderstehlich von Inge Waltl, Anton Pustet Verlag).
Eichelschokoladencreme:
15 eingelegte und entgerbte Eicheln, 2 EL weiche Butter, 2EL Kakao (kein Instand Kakao), ausgekratzte Vanilleschote oder Vanillezucker
Alle Zutaten im einen Mixer geben und zu einem Mus verarbeiten. Bei Bedarf ein wenig Wasser zufügen um es streichfähiger zu machen.
Ich habe noch nach Geschmack Ahornsirup dazugegeben, da mir das Original Rezept ein wenig zu bitter war.
Eicheln sind sehr nahrhaft und man kann vielfältigste Speisen daraus zubereiten. Schade, dass sie meist nur als Notnahrung in Kriegszeiten bekannt sind. Überhaupt sind alte knorrige Eichen sehr beeindruckend. So verwundert es nicht, dass Eichen in vorchristlicher Kultur sehr geschätzt und verehrt wurden. Die Eiche war dem Gott Donar zugeordnet, er war bekannt als Gewittergott und schleuderte mit seinem Hammer die Blitze. Eichen ziehen Blitze an, so heißt es in dem Spruch: „Vor Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen. Die Eichen waren für die Menschen sehr wichtig und sie nutzten die Verbindung zu diesen Bäumen auch als Kommunikation mit dem Wesen dieser Pflanzen. Vor allem auch Heiler nutzten diese enge Verbindung und übertrugen die stärkenden Energien in ihre Arbeit. So wurde die Eiche im ganzen heidnischen Europa als heilige Pflanze verehrt, mit deren Hilfe man in Kontakt mit der Erde und den Göttern treten konnte. Eine Eiche zu fällen galt als verwerflich. Julius Cäsar war der erste der es wagte einen heiligen Eichenwald bei Marseille durch seine Truppen fällen zu lassen. Seine Truppen hatten Angst und weigerten sich, so musste es den ersten Baum selbst fällen um ihnen zu zeigen, dass nichts passierte. Dasselbe geschah bei der Christianisierung von Europa durch Bonifatius, auch er fällte eine heilige Eiche und wurde später dafür ermordet. Heilige Eichen standen vorwiegend bei alten Kultplätzen wo sich die Menschen versammelten um mit ihren Göttern im Wald zu feiern. So wurden viele Eichen zerstört um die Menschen zu einem „neuen Glauben oder einer neuen Welt“ zu bekehren.
Heute stehen wir wieder vor einer „sog. Neuen Welt“ einem Wandel, wo wir die „Heiligkeit“ der Eiche neu entdecken dürfen und sie als Baum wieder wahrnehmen dürfen. Sie aufsuchen können, wenn es uns an Lebensstärke fehlt und wir uns wieder verwurzeln wollen. Der Geist der Eiche hilft uns, uns kraftvoll und fruchtbar mit unserem Selbst zu verwurzeln. Die im großen Baum gespeicherte Lebensenergie bringt unsere eigene dazu, sich an diese Stärke zu erinnern. Tipp! Einfach mal ausprobieren und eigene Erfahrungen sammeln.
( copyright alamannenschule/Heria Höss)